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Stadtverwaltung informierte über mögliches Windkraftprojekt im Waldgebiet Harterscheid

Rund 80 interessierte Bürger*innen und Stadtratsmitglieder waren am vergangenen Samstag der Einladung der Stadtverwaltung Sinzig zu einer öffentlichen Waldbegehung im Harterscheid gefolgt, um sich mit Revierförster Stephan Braun und Klimaschutzmanagerin Clarissa Figura potenzielle Flächen für mögliche Windkraftanlagen anzusehen und Fragen rund um die Auswirkungen auf den Wald und Windkraftanlagen im Allgemeinen zu stellen.

Stephan Braun erläuterte den interessierten Bürger*innen während des Ortstermins zunächst, dass Flächen mit einem Laubwaldbestand, der älter als 120 Jahre ist, nicht für eine Windkraftanlage in Frage kämen, und bei der Auswahl der Flächen der Abstand zu bestehenden Bebauungen und Infrastruktur (inkl. Flugplatz Mönchsheide) zu berücksichtigen sei. Anlagen in Wasser-, Vogel- und Naturschutzgebieten wurden von vornherein ausgeschlossen. Rund neun Hektar Wald müssten laut Aussage des Revierförsters für fünf Anlagen inklusive Zuwegung gerodet werden, rund 2000 m² davon würden durch das flachgründige Betonfundament während der Laufzeit der Anlagen versiegelt. Ebenso wie die A61 oder die L82 wären Windkraftanlagen bauliche Strukturen im Wald, mit Auswirkungen auf die umliegende Flora und Fauna. Vor einer Genehmigung muss der Projektierer laut Baugesetzbuch jedoch finanziell sicherstellen dass nach der Laufzeit der Windräder aller Anlagen vollständig zurückgebaut und Bodenversiegelungen beseitigt werden. Eine Lärmbelästigung in den Ortschaften Franken und Löhndorf ist nicht zu erwarten, da die Anlagen in 1 km Entfernung nur 35 dB emittieren.

Klimaschutzmanagerin Clarissa Figura betonte auf dem Termin noch einmal deutlich: „Der menschengemachte Klimawandel ist der größte Feind des Waldes – durch die Anlage könnten rund 14.000 vierköpfige Haushalte mit Strom versorgt und bis zu 30.000 Tonnen Treibhausgase pro Jahr eingespart werden, das sind 17 Prozent der gesamtstädtischen Emissionen.“ Im Vergleich dazu speichern 10 ha durchschnittlicher Wald lediglich 55 t CO2 pro Jahr zusätzlich, laut Kohlenstoffinventur des Thünen-Instituts von 2017. Neben den Aspekten Klimaschutz und erneuerbare Energieerzeugung kann die Stadt mit beträchtlichen Pachteinnahmen rechnen, durch eine entsprechende Beteiligungsregelung könnten die Bürger*innen dabei auch direkt mit profitieren.

Der Sinziger Stadtrat steht in seiner öffentlichen Sitzung am 5. Mai 2022 vor der Entscheidung, ob überhaupt ein Genehmigungsverfahren angestrebt wird, in dessen Verlauf dann zunächst eine Umweltverträglichkeitsprüfung und eine Langzeitwindmessung anstehen würden. Die Einleitung eines solchen Verfahrens bedeutet daher noch nicht, dass tatsächlich Windkraftanlagen gebaut werden. Der Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss hatte dem Stadtrat bereits im November mehrheitlich empfohlen, die Stadtverwaltung zu beauftragen, der Einleitung eines Genehmigungsverfahrens mittels Umweltverträglichkeitsprüfung stattzugeben. Die Ortsbeiräte Franken und Löhndorf hatten sich wegen befürchteter negativer Auswirkungen auf ihre Ortsteile bereits im April 2021 einstimmig gegen ein Windkraftprojekt ausgesprochen. Die Klimaschutz AG sprach sich unter dem Gesichtspunkt der Treibhausgaseinsparungen einstimmig für das Projekt aus. Sofern eine Genehmigungsfähigkeit festgestellt wird, soll jedoch der Flächenverbrauch verbunden mit der einhergehenden Rodung des Waldes für den Windpark auf ein erforderliches Minimum reduziert und die gesetzlich geregelten Ausgleichsmaßnahmen ergriffen werden.

Für Fragen steht das Klimaschutzmanagement der Stadt auch weiterhin zur Verfügung werden (Kontakt: 02642/4001-140 oder klimaschutz@sinzig.de).

Auf dem Foto: Revierförster Stephan Braun (3.v.l.) und Klimaschutzmanagerin Clarissa Figura (2.v.r.) informierten die interessierten Sinziger*innen.
Foto: Stadtverwaltung Sinzig

(11.04.2022)